Sonntag, 25.07.2021

ZUKUNFT der Friedhöfe

Sind eigentlich alle Friedhöfe gleich bzw. gehören einem „Träger“ und wenn ja, warum sind sie dann so unterschiedlich? Ich muss gestehen, ich lerne wirklich täglich etwas dazu und das ändert den Blick auf die Dinge. Wenn Du auch interessiert bist – dann lies bitte weiter.

 

In unserer Samtgemeinde Hemmoor gibt es vier kommunale Friedhöfe (Osten, Warstade, Althemmoor und Westersode), zwei kirchliche (Basbeck und Hechthausen), sowie zwei Interessentenfriedhöfe, die von privaten Gemeinschaften gepflegt werden (Heeßel und Bröckelbeck). Leider musste ich bei der heutigen Begehung feststellen, dass die kirchlichen Friedhöfe und die Interessentenfriedhöfe wesentlich gepflegter und geordneter wirken. Dabei möchte ich Bröckelbeck für das Engagement besonders lobend hervorheben.


Die Grabpflege und der Stil der Grabstelle/Beerdigung wird schon die Gemüter trennen, das ist auch gut so, denn nicht alles muss jedem gefallen. Der Ort der letzten Ruhe, der Friedhof sollte aus meiner Sicht jedoch einladend sein und wie es das Wort schon sagt: ansprechend eingefriedet für die Ruhe. Ruhe für Abschied, Erinnerung und eigene Reflexion, eigene Ruhe … so stelle ich es mir vor.

Gefunden habe ich jedoch ein Wege-Wirrwarr, fehlende optische Abgrenzung zu Nachbarflächen, viele Freiflächen, Maschendrahtzaun, ungeschützte Blicke auf die Entsorgungsflächen von Grünabfall und Steinwerk, sowie Unkraut und Wildwuchs. Ich will dabei ausdrücklich nicht auf den Bauhof schimpfen, der die kommunalen Friedhöfe bearbeitet … ich stelle mir eher die Frage, warum dies nicht auch gezielt an Personen vergeben wird, die sich genau damit identifizieren und dies als Hauptaufgabe haben? Für mich ist es eine kulturelle Frage, wie wir mit Menschen umgehen, die unsere Welt verlassen, denn ich finde das sagt etwas über uns aus! Dem sollten wir mehr Gewicht geben, mehr Respekt entgegenbringen.

Inzwischen gibt es ein „Friedhofsentwicklungskonzept“ und dazu einen Beschluss! Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, um etwas, was bereits 2014 angestoßen wurde, nun auch zu beleben.

Wenn es nur nach mir geht, dauert das jetzt keine erneuten 7 Jahre mehr und ich freue mich auf optisch ansprechende Friedhöfe, die zum Verweilen einladen.

Ergänzender Input aus kommunal.de:

Betreibervereine für Friedhöfe sind jetzt als gemeinnützig anerkannt

Nicht nur Friedhofvereine, die fördern, werden neuerdings als gemeinnützig anerkannt, sondern auch Vereine, die Friedhöfe betreiben und damit Kommunen und Kirchen entlasten. Dafür sorgt eine Änderung des Paragrafen 52 in der Abgabenverordnung. „Im Anwendungserlass des Bundesfinanzministeriums vom August 2021 wurde ganz klar herausgearbeitet, dass nicht nur die Förderung der Unterhaltung des Friedhofes, sondern auch die Friedhofsunterhaltung selbst als gemeinnützig anerkannt werden kann“, sagt der Vorsitzende des Dachverbandes der Friedhofsvereine Deutschlands, Andreas Morgenroth. 

Vereine und Kirchen helfen Friedhöfe zu erhalten

289 Friedhofsvereine gibt es in Deutschland, davon 178 Betreibervereine – fast alle im ländlichen Raum, wie Morgenroth berichtet. Dazu kommen 111 Fördervereine. Seinen Schätzungen zufolge kümmern sich über 1.000 Heimat- und Kulturvereine gelegentlich um die Friedhofsunterhaltung, in Kirchengemeinden gebe es über 1.000 Friedhofspflege-Initiativen. Sein Tipp: Gründet einen Friedhofsverein mit vielen engagierten Menschen! Was bieten die Vereine? „Das geht von niedrigschwelligen Initiativen wie Konzerten in der Friedhofskapelle, Ökoprojekten auf Vorhalteflächen bis hin zum Fahrdienst für Senioren. „Das Engagement kann von bestehenden Kulturvereinen ausgehen oder aus den Friedhofsgewerken, also vom Bestatter, dem Steinmetz oder dem Friedhofsgärtner“, so Morgenroth. Er appelliert an die Kommunen: „Wenn Flächen nicht mehr gebraucht werden, sollten möglichst wenige davon bebaut werden.“

Die Bestatter fordern ein Gegensteuern in der Friedhofs-Krise. Die Kommunen sollten noch mehr auf die veränderten Bedürfnisse reagieren und zum Beispiel mehr Baumbestattungen anbieten. Dies sei selbst auf bestehenden Friedhöfen möglich – und wenn dafür aufgeforstet wird. „Bei den Friedhof-Trägern hat ein Umdenken bisher nur in Ansätzen stattgefunden“, bedauert Simon J. Walter, Kulturbeauftragter der Stiftung Deutsche Bestattungskultur. Was ist zu tun? 

„Die Kommunen sollten den Dialog mit den Menschen suchen, Informationsveranstaltungen organisieren und gemeinsam Wege einer zeitgemäßen Trauerkultur finden.“  Er betont: "Das  Zusammenspiel von Kommunen, Kirchen und Zivilgesellschaft ist immens wichtig."

Auf www.friedhof2030.de sind Beispiele und Studien zu dem Thema zu finden. Viele Menschen wollen in einem Trauerwald beigesetzt werden, immer mehr wünschen sich eine anonyme Bestattung. Friedhöfe sind aber nicht nur Orte des Trauerns, sondern zugleich Geschichtsorte mit in Stein gemeißelten Namen, wie die Friedhofsvereine anführen.  Nicht alle Wünsche sind erfüllbar. So ist es in Deutschland nicht erlaubt, die Asche auf einer Almwiese zu verstreuen. Verboten ist es auch, sie auf eine Reise ins All zu schicken oder die Asche in einen Erinnerungsdiamanten zu pressen. Dennoch gibt es ungewöhnliche Projekte. Ein Unternehmen wirbt dafür, Urnen im Weinberg direkt am Weinstock beizusetzen. Es bietet auch an, auf einem speziell ausgewiesenen Friedhof rund 20 Kilometer von Koblenz entfernt, Menschen und ihre Haustiere in unterschiedlichen Urnen, aber in einem gemeinsamen Grab beizusetzen. Auf manchen Friedhöfen gibt es längst eigene Bereiche für Fußballfans oder für Jecken, wie in Köln. Im „Karnevals-Viertel auf Melaten“ liegen der bekannteste Kölner Liedermacher Willi Ostermann und auch der Büttenredner Heri Blum.  Das "Friedhofsviertel" zieht viele Besucher an. Die angebotenen Führungen sind sehr beliebt. Es lebe der Friedhof!

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